Hier im Süden fährt man ja eher nach Italien. Um so interessanter fand ich die Idee, in diesem seltsamen Jahr mal in die entgegengesetzte Richtung zu fahren – nach Dänemark.
Auf der Fahrt in den Norden bieten sich viele interessante Zwischenstopps an. Es gibt immer etwas zu entdecken und schließlich ist der Weg das Ziel. Wir hatten uns für Fulda und Lübeck entschieden. Dazu vielleicht ein andermal.
In Fehmarn ging es dann auf die Fähre nach Rødby. Die Überfahrt dauert rund eine Stunde und auf dänischem Boden angekommen ist man mit dem Auto in weniger als 2 Stunden in Kopenhagen.
Kopenhagen hat mich schon beim Hineinfahren begeistert. Auf breiten, gut ausgebauten Radwegen prägen Radfahrer das Stadtbild, was ich schon mal sehr toll und fortschrittlich finde. Autos spielen hier die zweite Geige. Dennoch hat kaum jemand ein E-Bike, die Radfahrer-Horden erschienen mir sehr entspannt. Die Stadt ist einfach schön wo man hinschaut, alte wie neue Gebäude gleichermaßen.
Wir übernachten im Andersen Hotel, was sich ebenso als Glücksgriff herausstellte. Das Hotel ist sehr sympathisch geführt, modern eingerichtet und überhaupt tip top. Für den Verzicht auf den Zimmerservice kann man zwischen 5 „grünen Geschenken“ wählen. wir hatten uns für ein Leihrad entschieden.
Schon am ersten Abend entdeckten wir damit eines unserer persönlichen Highlights der Stadt: den Reffen Street Food Markt auf einem alten Industriegelände im Hafen Kopenhagens. Allein die alten großen Gebäude mit Werkstätten für junge Designer etc. sind einen Besuch wert. An den Streetfoodständen aus aller Welt findet jeder etwas. Man kann überall mit Karte zahlen, was uns aus Deutschland wahnsinnig modern vorkommt. An dem Abend spielte auf einer kleinen Bühne eine Band und wir genossen einen entspannten Sommerabend mit Sonnenuntergang, leckerem Essen und Musik. Auf Bio-Zutaten und Nachhaltigkeit wird auch geachtet – wenn auch nicht zu 100 %. Wir empfehlen Hotdogs, die Dänen haben dieses Fastfood wirklich zur Perfektion getrieben.
Kopenhagen erkundet man am besten per Rad. Unbedingt empfehlenswert ist auch eine Stadtführung zum Beispiel mit Free Walking Tours. Von den lokalen Guides erfährt man einfach mehr als man sich selbst je erarbeiten und ergooglen kann. Man kann sich auch ein Boot ausleihen und die Stadt mal vom Wasser aus ansehen. Allgegenwärtig sind die Boote von Go Boat oder FriendShips, es gibt aber auch noch andere Verleiher wie z.B. Copenhagen Boat Rent.
Leider ist alles etwas teurer als wir es gewohnt sind, vor allem auch das Essen in Restaurants. Etwas günstiger kann man neben Reffen auch in den Torvehallerne Markthallen essen, die wochentags von 10-19 Uhr geöffnet haben (Sa und So bis 18 Uhr). Es gibt sehr viel Auswahl an tollem Essen. Am besten fand ich das Smørrebrød, die kunstvolle und variantenreiche dänische Ausgabe des belegten (Roggen-)Brotes. Ich nehme mir vor, zu Hause damit unser schnödes Käse- und Wurstbrot zu ersetzen.
Und natürlich war ich neugierig und wollte mir die berühmt berüchtigte Freistadt Christiana ansehen. Wir hatten vorher gelesen, dass Touristen dort nicht sehr willkommen sind und das Fotografieren verboten ist. Wir sind einmal kurz durchgelaufen. Alles wirkte mehr heruntergekommen als alternativ. Ob die Freistadt insgesamt eine gute und sinnvolle Sache ist, kann und will ich aufgrund des kurzen Eindrucks nicht beurteilen.
Am letzten Abend haben wir uns im hippen Meatpacking Distrct im Paté Paté ein Abendessen gegönnt. Es war sehr gut, aber vielleicht etwas wenig für die doch sehr stolzen Preise. Trotzdem ist das alte ehemalige Fleischer-Gelände sehr speziell und typisch Kopenhagen, wie ich finde. Die alten Gebäude wurden in ein Areal mit vielen coolen Restaurants verwandelt und das Ganze hat eine sehr eigene, lässige Atmosphäre.
Sehr sehenswert ist auch das ca. 38 km nördlich von Kopenhagen gelegene Louisiana Museum of Modern Art. Allein die Lage am Meer mit dem wunderschönen Garten sind die Fahrt wert. Wer sich für Kunst interessiert kommt hier absolut auf seine Kosten.
Von Kopenhagen aus kann man auch einen kurzen Abstecher in das schwedische Malmö machen. Die Fahrt über die gigantische Brücke dauert ca. 45 Minuten kostet aber leider auch Maut. Auch eine Überfahrt mit dem Zug ist möglich.
Strand, Sand und Meer
Nach 4 Nächten in der dänischen Hauptstadt ging es weiter zu unserem Ferienhaus an der Westküste Dänemarks in Henne-Strand.
So toll hatte ich mir den dänischen Strand nicht zu erträumen gewagt. Er ist viele Meter breit, der Sand herrlich weiß – fast wie in der Südsee – und die Dünenlandschaft davor ist unglaublich schön. Der Strand ist alles andere als überlaufen, lediglich an Stellen mit Parkplätzen haben sich die Badegäste etwas geballt. Dennoch kein Vergleich zu den Stränden an der Adria. Ob allerdings in diesem Jahr viele Strandbesucher wegen Corona ausblieben, weiß ich nicht. Dazu fehlt mir der Vergleich.
Bekannt ist ja bei vielen Dänemark-Profis offensichtlich der Strand bei Hvide Sande, den wir dann natülich auch besuchen mussten. „Unser“ Strand weiter südlich bei Henne Strand etc. stand dem aber in nichts nach, fanden wir.
Skagen – ein niedliches Örtchen
Spontan entschieden wir uns noch an die äußerste Nordspitze Dänemarks zu fahren. Uns wurde viel vorgeschwärmt von dem Örtchen Skagen in Nordjütland, wo sich Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Künstlerkolonie gebildet hatte, angelockt von der Natur und dem besonderen Licht in dieser Region. Das wollten wir auch sehen und erleben. Wir wurden nicht enttäuscht. Der kleine Ort Skagen ist ein wunderschönes und pittoreskes Dorf mit fast ausschließlich gelben Häusern – und das alles ohne kitschig zu wirken.
Auch hier hatten wir sehr viel Glück mit unserer Unterkunft. Erst seit letztem Jahr gibt es das Hotel Marie. Wie oft in Dänemark mit sehr sympathischen Besitzern und sehr hübsch eingerichtet, alles dezent maritim und in zartem Blau gehalten. Am ersten Abend haben wir sehr gut (leider auch wieder etwas teurer) im Skagen Fiskerestaurant im Hafen zu Abend gegessen. Besser kann ein Tag nicht enden.
Ungefähr 20 Minuten fährt man von Skagen zur Wanderdüne Råbjerg Mile. Hört sich nicht so spannend an, ist aber ein echtes Erlebnis. So einen riesen Sandberg hat man noch nie gesehen. Vor allem für Kinder natürlich fantastisch. Es läst sich herrlich von kleinen Hügeln in den Sand springen. Die Düne bewegt sich – angetrieben vom Wind – jedes Jahr 15 Meter ostwärts.
Auch beeindruckend war die kurze Wanderung zur äußersten Nordspitze Dänemarks. Dort treffen Nord- und Ostsee aufeinander, das umgebende Meer nennt sich Skagerrak. Auf dem letzten Sandzipfel im Meer liegen Robben, was uns natürlich begeisterte. Aus nachvollziehbaren Gründen machen die Spaziergänger und Touristen 50 Meter davor Halt. Mein Objektiv mit 50 mm fester Brennweite hat da natürlich keine Chance.
Wärmstens empfehlen möchte ich noch die wunderschönen Läden im Sankt Laurentii Vej in Skagen. Vor allem das Geschäft für Küchenbedarf Laurentius Skagen hat es mir angetan. Dort findet sich in einem hübschen großen Raum auf vielen Holztischen und in Stahlkörben alles für die Küche, vorwiegend wiederum aus Holz, Stahl und Leinen. Ein Traum.
Ich kannte Dänemark vorher gar nicht und war nach unserer Reise restlos begeistert. Vor allem Kopenhagen hat mich sehr beeindruckt. Die Stadt schien mir uns in vielen Dingen einen oder mehrere Schritte voraus und hat in Vielem eine freundliche und sympathische aber auch lässige und tolerante Ausstrahlung.
Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und konnten jeden Abend die im Vergleich zum Süden lange Abenddämmerung genießen und nutzen. Es war immer sommerlich warm aber nie zu heiß. Ich hab eigentlich sofort Lust, nochmal hinzufahren.